materiellen 'Hier und Jetzt' im Offenen der Landstraße.  Historisch zu belegen ist ihr Impuls, das technische Experiment Ihres Ehemannes gemeinsam mit den  Söhnen zu erproben, um der eigenen Mutter zu zeigen, dass das Werk ihres Mannes etwas taugt.
 


Fotomontage und AutoBild*

Was ist aus dem plotinischen Denkmuster der sich in die Materie, in die Vielheit, entfaltenden Einheit geworden?
Das Auto als Vehikel einer Projektionsfigur, die ihren Sinn e r f ä h r t ?
Bertha Benz als historisch handelnde Person hat die Sehnsuchtsform gothischer Kathedralen sozusagen um 90 Grad abgewinkelt auf dem Horizont dieser Welt fixiert. Bertha Benz, keine marienhafte Projektionsfigur, sondern eine Frau aus Fleisch und Blut, hat das dreieckige Plotinmodell, angetrieben vom kontrollierten Chaos der  im Zylinder explodierenden Gase, ins Offene des Fahrtwindes gelenkt.   
Mit dem Mercedes-Stern symbolisierten Daimler und auch Benz: motorisiert zu Lande, im Wasser und in der Luft. Die Elemente werden jedoch ausschließlich als Aufgabe für den Motor aufgefasst. Symbolische Bedeutung kommt nur dem Logo zu.
Das unter dem Schwungrad im Explosionsmotor gebändigte Feuer, das beherrschte Chaos, liefert die Energie, die das dreieckige erste Auto keilartig auf der Erdoberfläche vorwärts treibt.
Wohin?
Der Stoffwechsel des Motors analog zum Stoffwechsel der nach Läuterung drängenden menschlichen Seele. Wer empfindet bei mehr als 100km/h die Analogie dieser Prozesse?  Was ist geschehen, wenn dieses erste Auto ein neues Bild der - nun automatisiert -  sich selbst erfahrenden Seele sein sollte?
Goethe hatte empfohlen: Willst du ins Unendliche schreiten, geh' nur im Endlichen nach allen Seiten*.

Zum Schluß noch ein Hinweis:  Beim Schweifen durch sich eröffnende Sinnebenen während der Auseinandersetzung mit dem Thema dieser Arbeit habe ich zeitgleich nebeneinander sowohl die Negation des Kosmosschemas gefunden, d.h. seine intendierte  Vernichtung, als auch seine zeitgenössische Wiedererscheinung:
In Weimar/G. fand sich folgendes Bild13  der Hitler- Sammlung, das in der Ausstellung Fall der Moderne gezeigt wurde, im Rahmen des Bildes ist eingeschnitzt:

RODET DEN FORST, SPRENGET DEN FELS, †BERWINDET DAS TAL, ZWINGET DEN FLUSS, ZIEHT DIE BAHN DURCH DEUTSCHES LAND.

Die Straße als horizontaler Schnitt entlang des Horizontes zwischen Himmel und Erde.
Ein unverholene Aufforderung zur Gewalt ...
Gewalt statt Goethes Verwandlung im "selgen Wechselblick"?

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* Elke Suhr: Bildmontage, 1999
* J.W.v.Goethe: Faust 1.Teil, um 1829 zt. in: Sprüche, Hamburger Ausgabe, Bd. 1 (Gedichte und Epen I), dtv Verlag, München, 1982, S. 304 (I)
13
Carl Theodor Protzen: Straßen des Führers, vor 1940. Deutsches historisches Museum Berlin.