S.158
Für das
gewöhnliche Bewußtsein bleibt es so, daß wir auf der
einen Seite das Innenleben haben, das an die
Wirklichkeit nicht herandringt, auf der anderen Seite
die äußere Wirklichkeit, die sich dem Innenleben nicht
ergibt. Dazwischen ist ein Abgrund. Dieser Abgrund,
den man kennen muß er ist ein Hindernis für die
menschliche Erkenntnis. Er wird auf keine andere Weise
überwunden als dadurch, daß sich in der Seele
übersinnliches Schauen entwickelt, solches Schauen,
wie ich es heute durch seine Beziehung zum
Künstlerischen zeigte.
Wenn sich dieses Schauen entwickelt, tritt man in ein äußeres Verhältnis zu sich selbst und der materiellen Wirklichkeit, die als Leib vorhanden ist. S.111 Das ist gerade das Wesentliche, daß die Kunst weder Sinnliches darstellt noch Übersinnliches, sondern Sinnlich-Übersinnliches, etwas, wo in dem Sinnlichen unmittelbar ein Widerspiel eines übersinnlichen Erlebens ist. Weder das Sinnliche noch das Übersinnliche, sondern allein das Sinnlich-Übersinnliche kann sich durch die Kunst verwirklichen. S.84 Nun scheint
mir, daß man der Kunst psychologisch deshalb so
schwer nahekommt, weil man nicht recht wagt, so
tief in die menschliche Seele hinunterzusteigen
als notwendig ist, um dasjenige zu erfassen, was
eigentlich das künstlerische Bedürfnis hervorruft. Zitate
aus – Rudolf Steiner: Kunst und
Kunsterkenntnis / Grundlagen einer neuen Ästhetik.
Rudolf Steiner Taschenbücher aus dem Gesamtwerk. Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz, 1986, ISBN 3-7274-6500-X |
||
Mag. W. Scheidt-Franke erläutert die Schautafel
Amphitheatrum, 1595, von Khunrath |
||
back |
next |