in der Theorie von Christian Doelker2, dann wäre damit das so genannte Ereignis, vergleichbar dem Unfall in der anfangs erwähnten Zeitungsnotiz, unter Vernach-lässigung der Beschreibung der rückwärtigen Landschaft im Überblick erfasst.

Nun ist zu fragen, ob damit alles gesehen wurde, d.h. woraus diese Bilder gefolgert wurden und auf welche Ebenen sie denk- oder naturnotwendig verweisen, Ebenen die sowohl in der Bildkomposition als Paradigma enthalten als auch im Bewusstsein des Betrachters, der im historischen Abstand auf das Bild schaut, abgelagert sein könnten. Da Raffaels Bild als Kunst überpersönlichen Charater hat, kann hier der Ausnahmefall angenommen werden, dass persönliche Paradigmen im Gegensatz zu denen vorn beschriebener Verkehrsteilnehmer durch eine höhere Bezugsebene geläutert wurden und von allgemeinem Interesse sind.

Es gibt eine Informationsebene, mit Hilfe derer, man das Werk aus einer außerbildlichen Zeichenebene erschließen kann, d.h.  metexis / anteilnehmen kann am Bildwerdungsprozess, wie Christian Doelker sagte, ohne Raffael persönlich zu kennen und seine Symbolbildung zu befragen.
Es handelt sich um eine Zeichnung, also auch schon ein Bilddestillat, das Denkzusammenhänge der menschlichen Reifwerdung fasst: Thomas Nortons Läuterungsmuster in Form eines (Alchemisten-) Ofens von 1496.4
Die  Zusammenschau beider Ebenen, die der Maria... und die des Ofens...,4a fasziniert durch ihre Schlüssigkeit. Dieses Muster ist als stille, wartende Botschaft, die ihren Wert bis heute nicht aufdrängt, dem Madonnenbild als Kompositions-struktur immanent. Hinter dem vordergründigen "Ereignis" erreicht es den Betrachter nicht sofort, sondern wartet auf die Bereitschaft, teilhaftig zu werden. Revolutionär an Raffaels Bild für die damalige Zeit war, dass er ein abstraktes Denkmuster durch eine sinnlich anschaubare "Ereignis"-ebene der sinnlichen Wahrnehmung anbot. Ich möchte hier in Erinnerung bringen, dass nach H. Herz diese Transformation als Naturnotwendigkeit in der systemimmanenten Denknotwendigkeit verankert ist.





Archivbild Norton
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4) Thomas Norton: Kosmosschema in Form eines Ofens, 1496, in "Alchemie und Mystik", von A. Roob, 1994 TASCHEN -Verlag